Arbeitshaltung

Leitbild

Unser Auftrag entsteht aus dem direkten Mandat der Klientel und übergeordnet aus dem Mandat der Profession der Sozialen Arbeit. Unsere Unterstützung ist bedingungslos und richtet sich aufgrund der kirchlichen Trägerschaft des Vereins nach dem Grundsatz der Nächstenliebe, welche für uns eine solidarische Haltung «Geben ohne Nehmen» bedeutet. Wir agieren in der Überzeugung, dass nachhaltige Unterstützung keine Gegenleistung vom Gegenüber erfordert. So sind unsere Angebote kostenlos und die Hilfesuchenden müssen keine Rechenschaft über ihre prekäre Situation abliefern. Wir sehen unsere Arbeit als Gegenstück zur Arbeitsweise eines aktivierenden Sozialstaates.

Soziale Gerechtigkeit herstellen zu können, soll das übergeordnete Ziel unserer Arbeit sein. Unsere Arbeitsweise ergibt sich aus der Überzeugung, dass alle Menschen unabhängig von persönlicher Geschichte, Herkunft, Lebenslage und Geschlecht gleiche Rechte, Chancen und ein gutes Leben haben sollen. Unsere Unterstützung soll dazu führen, dass für Menschen Zugänge zu diversen Institutionen und sozialer Teilhabe möglich werden.

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Arbeitshaltung

Die Kirchliche Gassenarbeit Bern hält sich bei ihrer Tätigkeit an die Richtlinien der Charta der Aufsuchenden Sozialarbeit der FAGASS (Fachgruppe Aufsuchende Sozialarbeit/Streetwork) des Fachverbandes Sucht und setzt diese in ihrer Arbeit konsequent um.

Die Arbeit mit Menschen, deren Hoffnungen und Ängste, setzt für uns ein Höchstmass an Sensibilität und unbedingter Wertschätzung voraus. Nur so kann die Basis eines vertrauensvollen Umgangs geschaffen werden, mit Rückschlägen ohne Wertung umgegangen und auch kleine Erfolgserlebnisse als Antrieb angenommen werden. Unsere Arbeitshaltung ist geleitet vom Selbstverständnis unserer fachlichen Grundsätze und wiederspiegelt die christlichen Werte der bedingungslosen Nächstenliebe. So richtet sich unsere Unterstützung stets nach den Bedürfnissen unserer Klient:innen und versteht sich als Hilfe zur Selbsthilfe.

Selbstorganisation

Das Team der Kirchlichen Gassenarbeit ist selbstorganisiert. Die unterschiedlichen Aufgaben der Klient:innenarbeit und die überbetrieblichen Aufgaben sind auf die Teammitglieder aufgeteilt. Die Philosophie unserer Arbeit soll dem Umgang innerhalb der Organisation entsprechen. So sind wir der Überzeugung, dass ein hierarchiearmer, wertschätzender Umgang und eine Arbeitsteilung, welche sich an den jeweiligen Fähigkeiten und Möglichkeiten der Individuen orientiert, ein guter Weg sind,um nachhaltig und kreativ arbeiten zu können.

Freiwilligkeit

Die Zusammenarbeit im Einzelfall erfolgt immer und ausschliesslich auf Wunsch der Klient:innen.

Niederschwelligkeit

Wir versuchen, den Zugang zu unserem Angebot möglichst einfach zu halten und Hindernisse entsprechend abzubauen. Wir beraten alle Menschen ohne Voranmeldung und Ausweispflicht; unabhängig von Alter, Wohnort, Geschlecht, Konfession, politischer Haltung oder Art der Fragestellung. Die Erreichbarkeit gewährleisten wir durch die Präsenz auf der Gasse, die Büronachmittage und die Kontaktmöglichkeit über diverse Kanäle.

Akzeptanz

In unserer Arbeit akzeptieren wir den Menschen als Individuum mit eigenen Vorstellungen und individueller Weltanschauung. Der Mensch steht dabei im Zentrum und wird durch uns nicht nach gesellschaftlichen oder persönlichen Wertvorstellungen beurteilt oder in seinem Handeln beeinflusst.

Wir akzeptieren die unterschiedlichen (teils gewählten) Lebenslagen und verfolgen keinen erzieherischen Ansatz. Wir weisen Klient:innen auf die negativen Folgen ihres (Nicht-) Handelns hin. Wir arbeiten nicht abstinenzorientiert.

Parteilichkeit

Unsere Arbeit ist den Klient:innen verpflichtet. Wir setzen uns bedingungslos für ihre Rechte ein und klären sie offen über die Folgen ihres (Nicht-) Handelns auf.

Parteilichkeit verstehen wir zudem als Gegensatz zu Allparteilichkeit. Wir orientieren uns einseitig an den Bedürfnissen und Aufträgen unserer Klientel. Wir fungieren klar nicht als intermediäre Stelle, welche zwischen verschiedenen Anspruchsgruppen und Akteur:innen vermittelt.

Vertraulichkeit/Schweigepflicht

Wir unterstehen der Schweigepflicht und behandeln Kenntnisse, die wir im Zusammenhang mit unserer Tätigkeit erlangen, absolut verschwiegen. Ein Austausch zu klient:innenbezogenem Wissen findet nur innerhalb des Teams statt, bzw. auf ausdrücklichen Wunsch der:s Betroffenen und nach situationsbezogener Absprache, auch gegenüber Dritten.

Zudem arbeiten wir mit temporären Notizen an und legen keine Akten an. Wir können den Klient:innen jederzeit Anonymität garantieren

«Hilfe zur Selbsthilfe»

Die «Hilfe zur Selbsthilfe» hat einen hohen Stellenwert in unserer Arbeit. Einerseits benötigen Menschen Unterstützung und Begleitung, sodass sie ihre Grundrechte wahrnehmen können. Hilfe zur Selbsthilfe soll in jedem Fall nicht dazu führen, dass Menschen sich selbst überlassen sind. Vielmehr soll sie zu Selbstwirksamkeit, Ermächtigung und Befähigung führen. Wir wollen Menschen jene Unterstützung bieten, welche sie in ihrer individuellen Situation benötigen. Andererseits können Menschen sich selbst helfen, wenn sie die nötigen Informationen erhalten und das entsprechende Material zur Verfügung haben.

Vermittlung/Triage

So verschieden die Menschen sind, so verschieden sind auch die Fragestellungen, denen wir begegnen. Damit wir gemeinsam mit unseren Klient:innen eine fachlich fundierte und nach professionellen Kriterien überprüfte Lösung finden können, verfügen wir über ein sorgsam gepflegtes und regelmässig angepasstes, ausgebautes Beziehungsnetz. Unsere Klientel profitiert dadurch von einem breitgefächerten institutionellen Überblick und findet auf Wunsch Unterstützung bei der Kontaktaufnahme oder unsere Begleitung zu Terminen.

Genderspezifische Arbeit

Wir verfolgen in unserer Arbeit einen ermächtigenden, feministischen Ansatz. Ein Kernelement unserer Arbeit ist das spezifische Angebot für Frauen, non-binäre, trans, inter und agender Menschen.